Logistik im Versandbereich

Alisa H., Megan A. und Julia J.

Onlineshopping gehört für viele bereits zum Alltag dazu und ist kaum noch weg zu denken aus unserer von Konsum geprägten Gesellschaft. Doch auch wenn online einkaufen in Sekundenschnelle abgeschlossen ist, kennen die meisten die Wege und Mechanismen dahinter nicht. Dasselbe gilt für die Abläufe, die mit dem Versand von Briefen einhergeht. Ziel dieses Projekts ist es, aus Kund:innenperspektive eine bessere Einsicht in interne Vorgänge eines Onlinestores sowie eines Versandunternehmens zu erhalten, wozu in der Regel wenig Informationen bereitgestellt werden.

Der Weg der Bestellung

Um zunächst den gewünschten Artikel bei sich zu Hause in den Händen zu halten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen könnte der Gang in die Stadt in das ausgewählte Geschäft helfen, den gewünschten Artikel käuflich zu erwerben. Dort kann man sich den Artikel angucken, in der Hand halten und bei dem Beispiel von Mode oft auch anprobieren. Nachdem der Artikel anprobiert wurde und auch passt, kann man im Laden bezahlen und den Artikel mit nach Hause nehmen. Der Weg aus dem Laden nach Hause wird durch den Käufer/die Käuferin getätigt. 

Allerdings bieten fast alle Geschäfte mittlerweile einen Onlineversand an. So spart man nicht nur den Weg in die Stadt bzw. den jeweiligen Laden, sondern hat oftmals auch eine viel größere Auswahl. Dafür muss zunächst der Internetzugang gewährleistet sein und ein Browser der Wahl geöffnet werden. Von dort kann über eine Suchmaschine die Webseite der jeweiligen Anbieter:innen geöffnet werden. Mit einem Klick auf die gewünschte Website öffnen sich die Tore zu dem Artikelbestand. Der scheinbar komplette Lagerbestand des Geschäfts wird innerhalb der Webseite offengelegt. Mit Hilfe von Filtern und Kategorien werden die Artikel vorsortiert, was Kund:innen wiederum die Suche vereinfacht. Neben festgelegten Eigenschaften kann der Kunde/die Kundin auch eigene Filter einstellen, um den gewünschten Artikel ausfindig zu machen. Selbst wenn der Kunde/die Kundin keinen bestimmten Artikel sucht, kann man durch den Onlinekatalog stöbern und wird oftmals fündig. Produktfotos zeigen eine produktnahe Darstellung, wobei vor allem die Farbe, das Material und kleine Details gezeigt werden. Der Kunde/die Kundin soll eine genaue Vorstellung von dem Artikel bekommen und es soll das Gefühl vermittelt werden, als hätte die Person den Artikel selbst in der Hand. Neben den Produktfotos findet sich eine Beschreibung, sowie Produktdetails, eine Größentabelle und die Versandinformationen. Außerdem verweist die Website in diesem Beispiel auf weitere Produkte der ausgewählten Marke.

Ist die Auswahl auf ein Produkt gefallen, so kann die gewünschte Größe ausgewählt werden und mit einem Klick in den Online-Warenkorb gelegt werden. Von dem virtuellen Einkaufswagen geht es dann weiter zum restlichen Bestellverfahren. Über den Warenkorb wird der Kunde/die Kundin zu den Informationen weitergeleitet, die der Anbieter braucht, um das Bestellverfahren abzuschließen und den Kaufvertrag zu vervollständigen. Entweder hat der Kunde/die Kundin bereits ein Konto bei dem jeweiligen Online-Anbieter, in welchem die Informationen bereits gespeichert sind, oder diese Daten müssen manuell eingegeben werden. Unter diese Daten fallen eine E-Mail-Adresse sowie die Lieferadresse, mit Vor- und Nachnamen, optional Firma, Straße und Hausnummer, Postleitzahl und Stadt. Außerdem bietet die Website das Einlösen von Gutscheinen oder Rabatt-Codes an. Von dort geht es dann weiter zum Versand. Hier können die Versandmethoden ausgewählt werden. Im weiteren Bestellprozess wird dann die Zahlungsart abgefragt und die Bestellung überprüft. Mit einem weiteren Klick auf Kaufen ist der Bestellprozess abgeschlossen. Anbieter:innen weisen darauf hin, dass sich der Kunde/die Kundin durch den Abschluss der Bestellung mit der Datenschutzerklärung, den AGBs und dem Widerrufsrecht einverstanden erklärt.

Bis zu diesem Zeitpunkt hat der Käufer/die Käuferin den Prozess noch selbst in der Hand und kann die einzelnen Schritte verfolgen. Ab dem Kaufabschluss ändert sich das. Der weitere Verlauf liegt in der Hand des Anbieter/der Anbieterin und kann ohne weiteres nicht betrachtet werden. Dafür haben wir uns als Beispiel mit dem hier gewählten Geschäft in Verbindung gesetzt und ein wenig hinter die Kulissen geschaut.

Ein Interview mit Laura vom AFEW Service Team

Die AFEW GmbH ist ein Familienunternehmen, das als Kapitalgesellschaft mit Sitz in Düsseldorf geführt wird. Der dazugehörige AFEW STORE, der seinen Sitz ebenfalls an der Oststraße 36 in Düsseldorf hat, ist ein weltweit bekannter Sneaker Store. Der Store lässt sich in die Branche Bekleidung und Mode einordnen und hat sich seinen Namen vor allem durch Kollaborationen und Marketingaktionen gemacht. Der Verkauf findet sowohl lokal als auch online statt. Über die Website verschickt der Store weltweit. Damit der Versand reibungslos über die Bühne gehen kann, gibt es nicht nur ein großes Lagerteam, sondern auch ein Serviceteam, dass bei Fragen rund um die Produkte, Termine und Versand dem Kunden/der Kundin zur Seite steht.

Laura ist Teil dieses Service Teams und hat uns alle Fragen rund um den Bestellverlauf und den Versand beantwortet. So können wir auch einen kleinen Blick hinter die Kulissen des Onlinehandels und der Logistik seitens des Anbieters gewinnen.

Zu den grundsätzlichen Abläufen:

Was passiert, wenn der Kunde/die Kundin eine Bestellung aufgegeben hat? Welche Systeme und Abläufe müssen beachtet werden?

Morgens erfolgt die Bestellübernahme. Die findet im Zeitraum von 7:30 bis 8:30 Uhr statt, wo alle einlaufenden Bestellungen vom Vortag der letzten Übernahme bis zum aktuellen Zeitpunkt reinlaufen. Das Ganze ist ein Prozess, der dafür sorgt, dass alle einlaufenden Bestellungen auf bestimmte Kriterien im Warenwirtschaftssystem JTL geprüft werden.

Als Erstes werden dann alle Kreditkartenzahlungen geprüft, die via Shopify (Das ist das System was AFEW als Onlineshop nutzt) eingelaufen sind und einen „mittleren“ oder „hohen“ Fraud Status (Betrugserkennung) haben. Darunter fallen beispielsweise Kreditkarten, die aus Deutschland kommen, aber wo die Bestellung aus Mallorca getätigt wurde. Es wird ein Workflow ausgelöst, der die betroffenen Kund:innen über den Sicherheitscheck informiert, die Bestellung auf wartend setzt, erstattet und gleichzeitig eine alternative Zahlungsmöglichkeit via PayPal anbietet, die innerhalb von 7 Tagen geleistet werden muss, um die Bestellung fortzuführen. Sollte nach diesen 7 Tagen keine weitere Zahlung eingegangen sein wird die Bestellung storniert.

Im zweiten Schritt werden die PayPal Zahlungen geprüft, die als „Unsicher“ gelten und storniert. Da gibt es keine alternative Zahlungsmöglichkeit, die wir dem Kunden anbieten.

Danach werden die Zahlungen geprüft und den Bestellungen zugewiesen, wo das System es nicht automatisch konnte. In dem Fall müssen wir das dann manuell machen. Es werden Bestellungen geprüft bzw. nach „?“ gefiltert, wo das System bei den Adressdaten des Kunden keine Sonderzeichen entziffern konnte. Davon betroffen sind Bestellungen aus Israel, Japan oder Griechenland, wo die Adressdaten nicht zu entziffern sind. Diese Bestellungen werden zurückgehalten und der Kunde darüber informiert uns seine Adressdaten nochmals zu übermitteln.

Auch gekaufte Gutscheine werden überprüft und daraufhin freigegeben. Außerdem werden die Aufträge geprüft, wo das System kein „Match“ bezüglich der Adresse findet. Diese Bestellungen werden ebenfalls zurückgehalten und der Kunde wird darüber informiert seine Adressdaten nochmals zu übermitteln.

Am Ende werden alle restlichen Bestellungen freigegeben und zusammen mit den anderen Aufträgen dann in WMS hochgeladen, wo separate Picklisten für das Lager erstellt werden. Darauf folgt dann der Bearbeitungsvorgang des Lagers „Picken und Verpacken“.

Diesen Prozess durften wir uns im Lager von AFEW genauer anschauen und mit verfolgen.

Wie werden die Pakete verpackt und deklariert? Auf welche Label muss geachtet werden? Was muss auf das Paket drauf?

Alles wird via DHL versendet. Die einzigen Unterscheidungen sind DHL(DE + EU), DHL Express und DHL Premium für Asien, Amerika und Australien. AFEW versendet fast weltweit mit einigen Ausnahmen wie beispielsweise Russland.

Außerdem bieten wir als Alternative noch eine Instore Abholung an, bei der der Kunde/die Kundin die Bestellung, nach Erhalt der Versandbestätigung, im Laden abholen kann.

Probleme und Fehler:

Was passiert bei falschen Angaben (Falsche Adresse oder falscher Name)?

Falsche Adressdaten fallen frühestens bei der Bestellübernahme auf oder spätestens bei dem Verpacken der Bestellung/des Produktes im Lager. Im Lager wird der zu verpackende Artikel gescannt, wo in WMS die Bestelldaten vorliegen. Sollte die Adresse inkorrekt sein, sei es in Form der Postleitzahl oder des Straßennamens, informiert das System über eine Nicht Übereinstimmung. Das Paket wird dann zur Seite gelegt und der Kunde mit Hilfe von dem JTL-System darüber informiert und gebeten alternative Kontaktdaten weiterzuleiten. Sobald die neuen Daten des Kunden angekommen sind, werden die Daten angepasst, das Label gedruckt und das Paket an DHL übergeben.

Sollte ein falscher Name beim Bestellprozess des Kunden angegeben worden sein, kann dies vorher nicht ermittelt werden. Das Paket wird erstmal normal an DHL übergeben und versendet. Die Zustellung wird erfolglos wegen „Fehlerhafter“ Adresse sein und an das Unternehmen retourniert.

Bei Ankunft im Warenlager wird das Paket bei den „zurückgekommenen“ Paketen gelagert, wo die Kunden darüber informiert werden, dass das Paket nicht zugestellt werden konnte. Der Kunde wird kontaktiert, dass sein Paket nicht zugestellt werden konnte und zurückgekommen ist. Falls Interesse an einer erneuten Zustellung besteht, soll er bitte die richtigen Kontaktdaten weiterleiten. 

Was passiert, wenn das Paket verloren geht? Welche Abläufe müssen beachtet werden? Der Kunde sagt das Paket ist nicht bei ihm/ihr angekommen, was passiert dann? Welche Folgen hat das für den Anbieter, welche Folgen für die Post?

In solchen Fällen werden Nachforschung eingeleitet. Der Kunde muss dem Kundenservice melden, dass der Sendungsstatus sich nicht aktualisiert und die Vermutung besteht, dass das Paket verloren gegangen ist. Der Kunde erhält daraufhin eine Empfängererklärung als Dokument. Da muss er die Angabe mit Unterschrift und Datum bestätigen, dass das Paket nicht erhalten wurde. Dieses Dokument wird dann mit der elektronischen Rechnung der Bestellung an DHL weitergeleitet und via dem Geschäftskunden Portal hochgeladen. Es wird ebenfalls eine Versicherungserklärung vom Unternehmen aus unterzeichnet, die ebenfalls an DHL weitergeleitet wird.

Nach der Eingangsbestätigung folgt eine 1–3-wöchige Bearbeitungszeit, wo der Aufenthalt durch Befragungen des Kuriers und den jeweiligen DHL-Stationen ermittelt wird. Wird der Verlust bestätigt erhält der Kunde eine Ersatzlieferung oder Erstattung. Dauert die Nachforschung zu lang tritt das Unternehmen in Vorkasse und übernimmt die Kosten, um den Kunden nicht länger warten zu lassen.

Im Lager

Nachdem das Service Team rund um Laura die Bestellungen alle freigegeben und die Picklisten hochgeladen haben, erfolgt der Bearbeitungsvorgang des Lagers „Picken und Verpacken“. Diesen Vorgang durften wir uns in der Lagerhalle von AFEW angucken und mitverfolgen. „Picken“ bedeutet hier so viel wie heraussuchen und entnehmen. Die Picklisten werden auf die Lagermitarbeiter:innen zugeteilt und auf die Barcode-Scanner zur Datenerfassung übertragen. Mit dem Scanner können alle Warenbewegungen erfasst und dabei automatisch in ein Warenwirtschaftssystem übertragen werden, auch übergreifend zu den Picklisten. Diese Listen sind nicht nach Aufträgen geführt, sondern aufgrund der einzelnen Artikel gelistet. Die Artikel werden also zunächst mit den Scannern aus den Lagerregalen gepickt. Der Prozess wird durch die Scanner enorm vereinfacht. Sie zeigen sowohl die genaue Bezeichnung des Artikels an als auch (Schuh-)Größe und Anzahl der zu entnehmenden Artikel. Da die Scanner auch bei der Einlagerung der Waren genutzt werden, weiß das Gerät genau, in welchem Regal der Artikel liegen sollte. Nachdem die Listen leer gemacht sind und alle Artikel gepickt wurden, werden diese zu den Verpackungsstationen innerhalb des Lagerkomplexes gebracht. Dort werden die Artikel einzeln gescannt und verpackt. 

Es gibt bei den Picklisten natürlich nicht nur Unterschiede, je nachdem ob die Bestellungen innerhalb von Deutschland versendet werden oder ins Ausland gehen, sondern auch ob es sich um eine Einzelbestellung von nur einem Artikel handelt, oder von mehreren. Diese Bestellungen finden sich dann in andern Picklisten wieder. Die Verpackungsstationen sind nach Mitarbeitern und Picklisten aufgeteilt. Je nachdem wie viele Bestellungen an dem jeweiligen Tag abgearbeitet werden müssen werden die Arbeitsaufgaben aufgeteilt. So ist entweder der Mitarbeiter/die Mitarbeiterin sowohl für das Picken als auch das Verpacken zuständig oder es gibt jeweils einen Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin für das Picken und einen/eine weitere für das Verpacken.

Der Artikel wird gescannt, nochmal gecheckt, ob sich auch der richtige Artikel im Karton befindet und in den Versandkarton gepackt. Der Lieferschein ausgedruckt und in den Karton gelegt und dann wird der Karton zugeklebt. Das System checkt währenddessen, ob bei der Bestellung irgendwelche Fehler auftreten und wenn das nicht der Fall ist, werden die Versandinformationen inklusive DHL-Barcode ausgedruckt und auf den Karton geklebt. Es kann auch passieren, dass in dem vorherigen Check nicht alle Fehler bezüglich der Adresse gefunden wurden und dieser bei dem erneuten Check durch das System auffällt. Dann muss der zuständige Mitarbeiter/die Mitarbeiterin die Adresse manuell eingeben, auf Fehler untersuchen und per Hand korrigieren. Falls das System immer noch einen Fehler anzeigt, wird der Kunde/die Kundin benachrichtigt und das Paket zur Seite gelegt, bis alle Angaben korrekt sind. Wenn alles richtig eingegeben und verpackt ist, wird das Paket zur Seite gestellt. Zum Schluss werden die Pakete an DHL für den Versand übergeben. Innerhalb von Deutschland und Österreich dauert der Versand 2-4 Werktage. Die Versandkosten betragen dabei 4,99€, diese entfallen aber ab einem Warenwert von 50€.

Neben den Packstationen gibt es auch eine Station für Retouren, Reklamationen und den Paketen mit falschen oder fehlerhaften Angaben. Hier warten zum einen die Pakete, die falsch adressiert wurden und dadurch nicht losgeschickt werden konnten, aber auch die Pakete, die von DHL wieder zurück an den Anbieter geschickt wurden, da das Paket nicht zustellbar war. Die Retouren und Reklamationen werden zeitnah bearbeitet, während die „zurückgekommenen“ oder nie losgeschickten Pakete dort gelagert werden, bis der Kunde/die Kundin die fehlerhaften Angaben korrigiert. Falls dies nicht der Fall sein sollte, kann es auch passieren, dass die Kund:innen nach einiger Zeit die Zahlung erstattet bekommen und das Paket als Retoure bearbeitet wird.

Eigene Bestellungen

Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass der Versand bei AFEW oft schnell abläuft und die Bestellungen in kürzester Zeit bei uns zu Hause ankommen. Mit zwei Bestellungen haben wir den Bestellverlauf getestet. Natürlich kann es auch immer zu Verzögerungen kommen, bei unseren zwei Bestellungen war dies allerdings nicht der Fall.

Die erste Bestellung (links) wurde am 31.05.2023 aufgegeben und schon am 01.06.2023 bearbeitet und verschickt. Das Paket kam bereits am 02.06.2023 an. Bei der zweiten Bestellung (rechts) handelt es sich nicht um eine normale Lieferung nach Hause, sondern um eine Instore-Abholung, mit einem sogenannten Click & Collect System. Bei dem Click & Collect System kann der Paket nach dem Erhalt der Abholbestätigung im AFEW Store in Düsseldorf abgeholt werden. Dabei entfallen auch jegliche Versandkosten. Hier wurde der Auftrag am 04.06.2023 getätigt und nur einen Tag später, am 05.06.2023 konnte das Paket im AFEW Store abgeholt werden. Beide Bestell- und Versandwege sind bei unseren Bestellungen in kürzester Zeit erfolgt.

Interview mit der Post:

Wir entschlossen uns dazu ein Interview mit der Poststelle vor Ort zu führen. Leider bekamen wir nicht die erhofften Informationen, sondern einen Flyer mit der Servicenummer um dort unser Anliegen vorzubringen.

Das Interview beantwortete leider nur einige wenige Fragen. Dementsprechend nahmen wir uns vor, selbst noch einmal in Form des Besuchs einer mechanisierten Zustellbasis sowie eines Selbstexperiments nachzuforschen, wie die Abläufe sind und ob es Unterschiede zwischen den einzelnen Poststellen gibt.

Besuch einer mechanisierten Zustellbasis

Am 22. September 2023 um ca. 14:35 haben wir die mechanisierte Zustellbasis in der Germaniastraße 56 in 44379 Dortmund besucht (DHL Express Germany GmbH, Service Center Dortmund). Für Kund:innen gibt es die Möglichkeit, den Service Point Montags bis Freitags von 8:00 bis 19:00 Uhr und Samstags von 8:00 bis 12:00 Uhr aufzusuchen. Leider wurde uns hier mitgeteilt, dass man ohne Anmeldung keinen Einblick in die Kulissen hat und dort aufgrund des Datenschutzes und der einsehbaren Adressen weder Foto- noch Videoaufnahmen tätigen darf. Wir durften unsere Kontaktdaten hinterlassen, haben aber zum jetzigen Stand (7. Oktober 2023) keine Rückmeldung erhalten.

Selbstexperiment Briefversand

Im folgenden Selbstexperiment verschickten wir einige Briefe, um zu überprüfen, welche Angaben für den Versand wirklich von Bedeutung sind. Hierbei fügten wir jedem Brief einen kleinen Fehler oder eine Besonderheit hinzu und warfen sie auch an unterschiedlichen Orten ein, um den logistischen Vorgang besser nachvollziehen zu können.

Briefe

Brief 1PLZ Falsch
Brief 2Hausnummer Zahlendreher
Brief 3Name Falsch
Brief 4Doppelte Hausnummer
Brief 5Code Briefmarke
Brief 6Gleicher Code Briefmarke + Falscher Name
Brief 7An das Geburtstagskind
Brief 8Absender und Adressat vertauscht

Brief Nummer 1 (PLZ Falsch)

Der erste Brief wurde von „Alisa Hüttermann, Wasserstr. 17, 44803“ versendet und adressiert an „Megan Anthony, Ermlandstr. 2, 44803“. Er zeigt die Besonderheit auf, dass sowohl Absender:in als auch Adressat:in dieselbe Postleitzahl haben. Dies ist aber inkorrekt, da sich die Ermlandstraße im Bezirk mit der Postleitzahl 44789 befindet. Der Brief wurde mit einer 85 Cent-Briefmarke in der oberen rechten Ecke frankiert und in den Deutsche Post Briefkasten an der Leopoldstaler Str. 220 in 32805 Horn-Bad Meinberg am 17. September 2023 (Sonntag) um ca. 12:15 Uhr eingeworfen. Geleert wurde dieser laut des Aushangs und der Internetseite der Deutschen Post (https://www.deutschepost.de/de/s/standorte.html) einen Tag später, am Montag, den 18. September, um 9:00 Uhr. Trotz einer falschen Postleitzahl wurde dieser Brief zwei Tage nach der Leerung am 20. September 2023 (Mittwoch) bei der Empfängerin zugestellt. Es konnte festgestellt werden, dass dem Brief nach Einwurf in den Briefkasten zwei Stempel hinzugefügt wurden. Zum einen befindet sich direkt auf der Briefmarke ein runder Stempel mit der schwer lesbaren Aufschrift „Briefzentrum …“ und dem Datum „18-9-23-…“. Links von der Briefmarke befindet sich ein Stempel mit Wellensymbol, insgesamt sechs wellige Linien übereinander, die ungefähr einen quadratischen Stempel ergeben (ca. 3x3cm). An der unteren langen Seite des Briefes befindet sich ein orangener Strichcode über die gesamte Länge des Briefes.

Brief Nummer 2 (Hausnummer Zahlendreher)

Der zweite Brief wurde von „Megan Anthony, Ermlandstr. 2, 44789 Bochum“ verschickt mit der Empfängerin „Alisa Hüttermann, Wasserstr. 71, 44803 Bochum“ sowie einer 85 Cent Frankierung oben rechts. Die Hausnummer weist einen Zahlendreher auf, da die korrekte Anschrift die Hausnummer 17 ist. Er wurde am 6. September in der Heinrichstr. 16 in 44623 Herne eingeworfen. Wenn man den gelben Aufkleber entfernt, erkennt man einen manuell hinzugefügten Stempel mit dem Logo der Deutschen Post und dem „Zurück“-Vermerk. Darunter befinden sich verschiedene Angaben, warum der Brief nicht zugestellt werden konnte. Hier wurde ebenfalls manuell angekreuzt „Empfänger/Firma unter der angegebenen Anschrift nicht zu ermitteln“. Ganz unten befindet sich die persönliche Unterschrift der untersuchenden Person sowie das Datum des 7.9.2023. Ein weiterer Stempel befindet sich, anders als bei Brief 1, direkt auf der Briefmarke. Eine weitere Auffälligkeit, die wir nach Rücksendung beobachten konnten, ist, dass dieser Brief insgesamt drei verschiedene neonfarbene Strichcodes aufweist. Zwei davon befinden sich direkt auf dem Brief, der dritte befindet sich unter dem zuletzt hinzugefügten gelben Sticker. Er scheint maschinell erstellt worden zu sein, da er gedruckt wurde. Darauf zu lesen ist „ZURÜCK/RETOUR“, „DP KÖ120919_ERM447890000*0000000“ sowie „ERMLANDSTR. 2. 44789 BOCHUM“ zusammen mit dem letzten Strichcode. Dass dieser Sticker zuletzt hinzugefügt wurde, ist daran zu erkennen, dass er den manuellen Stempel sowie die zwei anderen Strichcodes überklebt hat. Der Brief kam bei der Absenderin am 15. September 2023 an. Eine Frage, die sich stellt, ist, wann die Strichcodes den Briefen hinzugefügt werden und was sie für eine Bedeutung haben sowie die Frage, was die Buchstabenkombination auf dem gelben Sticker zu bedeuten hat. Es ist eine Vermutung, dass der Code für Deutsche Post, Köln/ein Kürzel für eine beliebige Maschine, 12.9., 19 Uhr und eine Abkürzung für die Ermlandstraße in 44789 ist.

 Brief Nummer 3 (Name Falsch)

Der dritte Brief wurde beschriftet mit der Absenderin „Megan Anthony, Ermlandstr. 2, 44789 Bochum“ sowie der Anschrift „Julia Müller, Wasserstr. 17, 44803 Bochum“. Als Frankierung wurde wieder eine 85 Cent Briefmarke oben rechts in die Ecke geklebt. Er wurde am 6.9.23 eingeworfen, konnte aber nicht zugestellt werden und ging mit einem „Zurück/Retour“-Aufkleber an die Absenderin zurück. Hier gibt es, neben dem Stempel auf der Briefmarke und dem orangenen Strichcode, die Besonderheit, dass kein manueller Stempel genutzt wurde, sondern ein Aufkleber. Dieser weist verschiedene Farben, zwei Sprachen (Deutsch und Französisch) sowie einen eigenen Strichcode mit einem dazugehörigen Buchstabencode („DPAGR“) auf. Zusätzlich zu den aufgelisteten Gründen für die Retoure auf Brief 2 wurden hier auch die Gründe „Nicht abgeholt“ und „Sonstiges“ aufgelistet. Neben dem Zurück/Retour-Vermerk oben auf dem Sticker steht zudem der Code „CN 15“. Bearbeitet wurde diese Retoure am 8.9.2023, was an dem handschriftlichen Vermerk und einem persönlichen Kürzel der bearbeitenden Person kenntlich gemacht wurde. Dieser Aufkleber wurde nach dem Strichcode auf den Brief geklebt, da der Strichcode von diesem teilweise verdeckt wird. Außerdem wurde die falsche Anschrift handschriftlich durchgestrichen und ein welliger Aufdruck über der Frankierung platziert. Der Brief wurde am 20. September 2023 bei der Absenderin abgegeben.

Brief Nummer 4 (Doppelte Hausnummer)

Der vierte Brief wurde versendet von „Alisa Hüttermann, Wasserstr. 17, 44803 Bochum“ und wurde adressiert an „Megan Anthony, Ermlandstr. 22, 44789 Bochum“ mit einer Frankierung von 85 Cent. Er wurde am 15.9.23 (Freitag), um 13:12 eingeworfen und am selben Tag um 16:45 abgeholt. Die Besonderheit bei diesem Brief ist die doppelte Hausnummer der Adressatin, da die korrekte Hausnummer die 2 ist. Ähnlich wie Brief Nummer 2 befindet sich hier ein manueller Stempel neben der Anschrift mit dem Vermerk „Zurück“ und dem Grund, dass Empfänger/Firma unter der angegebenen Anschrift nicht zu ermitteln sind. Danach wurde ebenfalls, wie bei Brief Nummer 2, ein gelber Aufkleber, welcher maschinell erzeugt wurde, darüber geklebt. Auf diesem steht „Zurück/Retour“, „DP KÖ210910_WAS448030000*0000000“ sowie „WASSERSTR. 17. 44803 BOCHUM“ mit einem roten Strichcode. Der erste Code könnte für Deutsche Post, Köln 21.09. 10 Uhr und die Wasserstraße in 44803 stehen. Er wurde der Absenderin am 22. September wieder zugestellt.

Brief 5 (Code Briefmarke)

Der fünfte Brief wurde von  „Megan Anthony, Ermlandstr. 2, 44789“ versendet und adressiert an „Alisa Hüttermann, Wasserstr. 17, 44803“. Er zeigt die Besonderheit auf, dass der Brief mit dem neuen System der Online Briefmarke frankiert und verschickt wurde. Hierfür wird die ‘Briefmarke’ online gekauft und statt der klassischen Marke erhält man hier einen Code, der auf den Brief geschrieben wird. Ansonsten ist das System das selbe, auch hier wird der Code in die obere rechte Ecke geschrieben und der Brief ganz normal verschickt. Er wurde am 06.09.2023 (Mittwoch) um 18:18 in den Briefkasten in der Wasserstraße 61, 44803 Bochum eingeworfen. Da dieser nahezu jeden Tag um 17 Uhr geleert wird, wurde der Brief am nächsten Tag abgeholt und versendet. Er wurde ganz normal am 08.09.2023 zugestellt und wies keinerlei Besonderheiten auf, bis auf den fehlenden Poststempel, den normal frankierte Briefe immer auf ihre Briefmarken gesetzt bekommen, um diese zu entwerten. Der Brief kam, wie zu erwarten, ganz normal und ohne Probleme zwei Tage nach Einwurf an.

Brief 6 (Gleicher Code Briefmarke + Falscher Name)

Der sechste Brief wurde von  „Megan Anthony, Ermlandstr. 2, 44789“ versendet und adressiert an „Lilly Hüttermann, Wasserstr. 17, 44803“. Er zeigt die Besonderheit auf, dass dieser Brief ebenfalls mit der Online Briefmarke frankiert und verschickt wurde. Da dieser Code ja bereits für einen Brief verwendet wurde, gingen wir also davon aus, dass er nicht ankommen würde. Wir warfen ihn also einen Tag nach Zustellung von Brief Nummer 5 ein um sicher zu stellen, dass der Code entwertet wurde. Zusätzlich nutzten wir einen anderen Vornamen auf dem Brief um zu testen ob dies ebenfalls Auswirkungen auf den Versand hat. Er wurde am 09.09.2023 (Samstag) um 11 Uhr in den Briefkasten in der Bahnhofsstr. (Bahnhof), 32805 Horn-Bad Meinberg eingeworfen. Da dieser allerdings an diesem Tag bereits geleert wurde, war der nächstmögliche Leerungstermin erst an dem folgenden Montag (11.09.) um 15:30 Uhr. Er wurde, zu unserer Überraschung, auch ganz normal am 12.09.2023 geliefert und wies im Gegensatz zu Brief Nummer 5, der ähnlich beschriftet und gleich fankiert war, einen orangenen Strichcode auf. Warum dieser nicht auf beiden Briefen zu finden ist, bleibt offen.

Brief 7 (An das Geburtstagskind)

Der siebte Brief wurde von  „Megan Anthony, Ermlandstr. 2, 44789“ versendet und adressiert an „Lilly Hüttermann, Wasserstr. 17, 44803“. Er zeigt die Besonderheit auf, dass dieser Brief über dem Namen den Titel ‘An das Geburtstagskind’ trägt. Aus bisherigen Erfahrungen haben wir geschlossen, dass es gut möglich ist, dass Briefe mit einem solchen Titel nicht beim Empfänger ankommen, da er nahelegt, der Brief würde Geld beinhalten. Er wurde am 09.09.2023 (Montag) um 11 Uhr in Bahnhofsstr. 40a, 32805 Horn-Bad Meinberg eingeworfen und auch an diesem Tag noch um 11:45 Uhr abgeholt. Er wurde ganz normal am 11.09.2023 geliefert und wies keinerlei Besonderheiten auf. Der Brief wurde einzig und allein mit dem normalen Poststempel versehen, aus dem Bezirk aus dem er verschickt wurde, enthält aber keinen welligen Aufdruck über der Briefmarke, wie es bisherige Briefe meist aufwiesen.

Brief 8 (Absender und Adressat vertauscht)

Der achte Brief wurde von „Alisa Hüttermann, Wasserstr. 17, 44803“ versendet und adressiert an „Megan Anthony, Ermlandstr. 2, 44789“. Er zeigt die Besonderheit auf, dass wir bei diesem Brief absichtlich Adressat und Empfänger vertauschten um zu sehen, ob die Position oder die Kürzel (An/Abs) eine Rolle spielen. Er wurde am 06.09.2023 (Mittwoch) um 18:30 Uhr in den Briefkasten in der Wittener Str./Velsstr. 2, 44803 Bochum eingeworfen. Da dieser allerdings an diesem Tag bereits geleert wurde, war der nächstmögliche Leerungstermin erst an dem folgenden Tag (07.09.) um 17:00 Uhr. Er kam tatsächlich beim Absender an und zeigte somit auf, dass in dem Abwicklungsprozess nur darauf geschaut wird an welcher Position sich die jeweilige Adresse befindet. 

Zusatzinformationen von Briefen

Zielcode

Der Zielcode am unteren Rand eines Briefes wird nach Einlieferung in das Briefzentrum auf den Brief gelasert. Dazu wird eine fluoreszierende, leuchtend orange Farbe genutzt. Er dient dazu, die Straße, Hausnummer und Postleitzahl der Empfänger*innenadresse zu verschlüsseln, wodurch der Brief bei der Post automatisch durch die Sortiermaschinen gelesen und sortiert werden kann. Das bedeutet, dass der Brief in die passende Region weitergeleitet wird. Briefe, die den gängigen Maßen (23,5 x 12,5 cm) nicht entsprechen, werden händisch sortiert, durchlaufen also nicht die Maschinen und bekommen daher auch keinen Zielcode.

Der Weg eins Briefes

  1. Briefzentrum in der Region des Absenders/der Absenderin scannt die Adresse des Empfängers/der Empfängerin
  2. Anhand der Postleitzahl wird festgestellt, welches Briefzentrum für die Zielregion verantwortlich ist
  3. Brief erhält vor Weiterversand einen neon-orangenen Zielcode
  4. Brief wird über Nacht zur Zielregion geschickt
  5. Zielcode dient erneuter Sortierung im Briefzentrum der Region des Empfängers/der Empfängerin
  6. Postzusteller:in bekommt Briefsendungen in der richtigen Reihenfolge angeleifert, wie sie ausgetragen werden müssen („Gangfolge“, s. Bild)

Es besteht sogar die Möglichkeit seitens der Post, dass Briefkästen von Mehrfamilienhäusern in der richtigen Reihenfolge angegeben werden. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Zusteller:innen die Anordnung der Briefkästen sowie die Namen der Empfänger:innen digital erfassen. Bewohner:innen, die mit der digitalen Erfassung ihrer Daten nicht einverstanden sind, können diesem Widersprechen und bekommen einen Hinweisflyer von der Deutschen Post eingeworfen.

Informationen zum Zielcode sind auf der Internetseite der Deutschen Post nicht zu finden. Gibt man den Suchbegriff in die Suchleiste ein, werden keine Treffer angezeigt. Daraus lässt sich schließen, dass die internen Abläufe und Informationen über das interne Vorgehen der Deutschen Post für Kund:innen uneinsichtig bleiben soll. Die Informationen bezüglich des Zielcodes wurden daher aus anderen Quellen gezogen.

Datamatrixcode

Beim Kauf einer Briefmarke fällt auf, dass diese mittlerweile einen Code besitzen, der einem QR-Code ähnlichsieht. Spezifischer handelt es sich hierbei jedoch um den sogenannten Datamatrixcode, welcher 2001 das erste Mal zum Einsatz kam. Seit 2020 ist keine Maschine der Deutschen Post mehr ohne Matrixcode im Einsatz. Der Datamatrixcode dient dabei reinen postinternen Zwecken, wie zum Beispiel dem „Track & Trace“ von Briefen, dem Erstellungsdatum des Frankiervermerks etc. Wenn Kund:innen die Briefmarke online erstellen, werden die Kund:innennummern oder auch eigene Daten angemerkt.

Wenn man diesen Begriff in der Suchleiste der Deutschen Post eingibt, so erhält man zehn Ergebnisse bzw. Treffer (Stand: 9. Oktober 2023). Anders als bei dem Zielcode sind so Hintergrundinformationen für Kund:innen einsehbar. Warum die Deutsche Post bei Informationen bezüglich diesen zwei Merkmalen, die jeder Brief mit sich bringt, unterscheidet, ist unklar.

Richtige Beschriftung eines Briefes

Grundsätzlich kann die Anschrift beliebig auf der Vorderseite des Briefes platziert werden. Dabei muss jedoch bedacht werden, dass dieser dann händisch sortiert werden muss, wenn sich die Anschrift nicht in der gekennzeichneten Fläche befindet wodurch es zu Verspätungen kommt. Da die Rückseite von der Anschriftenlesemaschine (ALM) nicht gelesen wird, sollten dort keine wichtigen Informationen vermerkt werden. Dir korrekte Beschriftung sieht vor, dass oben links die Adresse der Absender:innen steht mit dem Vermerk „Absender“, unten rechts wird die Adresse der Empfänger:innen platziert, wobei zum rechten und unteren Rand jeweils 1,5cm Platz für das Einlesen gelassen werden sollte. Die Briefmarke oder der digitale Code werden oben rechts in der Frankierzone platziert.

Merkmale eines Stempeldrucks

A= Unterscheidungsbuchstabe der Stempelmaschinen eines Briefzentrums

B= Nummer des Briefzentrums der Absenderregion (außer, wenn Brief in Filiale abgegeben wurde, dann steht dort der Ortsname)

C= Stunde der Stempelung

D= Datum, an dem Brief im Briefzentrum der Absenderregion bearbeitet wurde

E= Werbestempel

Entwertung der Briefmarken

Zur Entwertung einer Briefmarke wird ein Aufdruck mit Wellen und weiteren Kennzeichen darüber gedruckt. Briefmarken leuchten unter UV-Licht, weshalb die Sortiermaschinen direkt erkennen, wo sie den Aufdruck über die Briefmarke setzen müssen. Dieses Verfahren wird immer öfter eingesetzt. Der Druck enthält die Nummer des Briefzentrums, einen Unterscheidungsbuchstaben, das Tagesdatum sowie die Stunde der Entwertung.

Was passiert mit Briefen, die nicht zugestellt werden können?

Die Deutsche Post hat die höchste Zustellgeschwindigkeit der ganzen Welt und transportiert täglich rund 71 Millionen Briefsendungen, von denen 95,7% bereits einen Tag nach Einwurf bei den Empfänger:innen ankommt. Der Weg eines Briefes geht meist vom Briefkasten, über das Briefverteilzentrum, bis hin zur Anschriftenlesemaschine (ALM). Im letzten Schritt werden alle Briefe der dank einer Sortiermaschine in die richtige Gangfolge sortiert, was den Zusteller:innen die Arbeit erleichtert.

Die ALM bearbeitet circa 33.000 Briefe pro Stunde. Im Fall, dass die Anschrift unlesbar ist, kommt es zur Videokodierung, bei der Angestellte die Anschrift auf Bildschirmen überprüfen und händisch den richtigen Code in den Computer eingeben. Hiervon sind circa 20% der Briefe betroffen. Für den Fall, dass die Anschrift auch beim Videokodierer als unlesbar eingestuft wird, kommt es zur händischen Überprüfung. Es besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass die ALM einen Lesefehler begeht, und es dadurch zu einer falschen Codierung kommt. Diesen Fehler sollte jedoch das Briefzentrum in der Zielregion bemerken oder spätestens die Zusteller:innen. Dann wird der Brief nochmal korrekt codiert und verspätet zugestellt.

Wenn die Adresse der Empfänger:innen falsch ist und auch keine Adresse der Absender:innen auf dem Brief vermerkt ist, so gilt der Brief als unanbringlich und wird in die Briefermittlungszentrale im hessischen Marburg gebracht, wo unzustellbare Post aus ganz Deutschland bearbeitet wird. Dies betrifft ungefähr vier Millionen Briefsendungen pro Jahr, von denen nach Bearbeitung etwa die Hälfte noch zugestellt werden kann.

Was kann man tun, wenn ein Brief nicht angekommen ist?

Für den Fall, dass ein Brief nicht die Empfänger:innen erreicht, kann bei fehlender Sendungsverfolgung telefonisch Kontakt aufgenommen werden mit Mitarbeiter:innen der Deutschen Post unter der Telefonnummer 0228/4333112. Dabei muss man die Informationen des Versandtages, des Absenders und des Zieles angeben. Grundsätzlich gilt ein Brief aber erst nach 20 Tagen als verloren. Durch den Vermerk bei dem Versandunternehmen steigen jedoch die Chancen, dass der Brief doch noch gefunden und zugeordnet werden kann.

Rückschlüsse

Im Zuge unseres Projektes haben wir uns mit den internen Abläufen eines Onlinestores und des Versandunternehmens der Deutschen Post auseinandergesetzt. Aufgrund des Interviews und dem Besuch in der Lager- und Versandhalle konnten wir einige Einblicke gewinnen und Rückschlüsse ziehen. Bezüglich der Briefe lassen sich nach dem Selbstexperiment ebenfalls einige Rückschlüsse ziehen, die wir im Folgenden darlegen möchten.

Interne Abläufe beim Onlineshop

Nachdem der Kunde/die Kundin die Bestellung aufgegeben hat, läuft diese nicht nur automatisch durch ein System, sondern wird noch manuell bearbeitet und auf Fehler und Probleme hin gecheckt. Erst dann werden die Bestellungen sortiert und freigegeben. Nachdem das Service Team mit Hilfe des Systems alle Aufträge hochgeladen hat, werden die Daten an das Lager Team zum weiteren Bearbeiten übertragen. In der Lager- und Versandhalle erleichtert die Technik das „Picken und Verpacken“. Insgesamt fällt auf, dass viele Fehler, wie beispielsweise eine falsche Adressangabe, in vielen Fällen bereits vor dem Versand entdeckt und behoben werden können. So Fallen am Ende auch weniger Kosten an, weil das Paket nicht hin und her geschickt werden muss. Nur die falschen Namensangaben kann der Anbieter/die Anbieterin nicht kontrollieren. Natürlich können auch Fehler bei dem Versandunternehmen vorfallen oder unvorhersehbare Schwierigkeiten auftreten. Bei etwaigen Problemen wird der Kunde nochmals kontaktiert damit das Paket am Ende auch dort ankommt. Auch bei den Nachforschungen, wenn das Paket verloren gehen sollte, wird versucht dem Kunden/der Kundin so gut wie es geht entgegenzukommen. Alle Abläufe und Systeme sind darauf ausgelegt, dass der Kunde/die Kundin so schnell wie möglich seine Bestellung bekommt und am Ende alle Parteien zufrieden sind.

Dank AFEW konnten wir einen Einblick hinter die Kulissen gewinnen, auch wenn die Dimensionen hier nicht mit den ganz großen Shops zu vergleichen sind.

Briefe

Sofern eine physische Briefmarke auf den Brief geklebt wurde, wurde diese in jedem Fall entwertet. In sieben von acht Fällen geschah dies durch einen welligen Aufdruck direkt auf der Briefmarke, durch welchen sie entwertet wird. Ein Brief weist einen anders aussehenden welligen Stempel auf, der jedoch links von der Briefmarke platziert wurde. Informationen dazu und inwiefern sich diese voneinander unterscheiden, konnten wie nicht im Internet finden. Die zwei Briefe, welche mit demselben Briefmarken-Code versehen wurden, konnten beide zugestellt werden, obwohl der erste Brief bereits entwertet und zugestellt war, als der zweite Brief eingeworfen wurde. Hier kam ein Brief komplett ohne Stempel oder Aufdrucke bei der Adressatin an, der andere wies einen Zielcode auf. Dies spricht dafür, dass alle intern wichtigen Daten zum Versand digital im Code bei der Weiterreise gespeichert werden, weshalb Stempel etc. überflüssig werden. Fraglich ist, warum dies nicht auch bei den neuen Briefmarken geht, die einen Datamatrixcode aufweisen, in dem ebenfalls interne Daten gespeichert werden können. Zudem spricht die Zustellung beider Briefe des gleichen Codes dafür, dass der Missbrauch dieses Systems vereinfacht wird.

Aufgrund des Aufbaus eines Stempeldrucks ist eine Vermutung, dass die Codes auf dem gelben Stempel bei Retoure ähnlich aufgebaut sind. Das „KÖ“ auf beiden gelben Stempeln könnte der Unterscheidungsbuchstabe der Stempelmaschinen sein. Daraufhin folgt die Angabe des Tages und des Monats, was zwischen Versand und Ankunft beim Absender liegt und daher darauf schließen lässt, wie lange die Problembehandlung insgesamt gedauert hat. Brief Nummer 4 war insgesamt 7 Tage unterwegs, Brief Nummer 9 Tage. Bei Brief Nummer 3 wurde zwar ein Retour-Aufkleber genutzt, jedoch wurde hier nicht zusätzlich ein gelber Aufkleber mit so einem Code genutzt. Hier liegt die Vermutung darin, dass dieser Code in dem Barcode auf dem pinken Aufkleber verschlüsselt ist. Trotzdem ist es möglich, anhand des Einwurfs, der Bearbeitung und der Zustellung festzustellen, dass dieser Brief 14 Tage unterwegs war. Obwohl diese drei Briefe alle als Retoure vermerkt waren, schwankt die Bearbeitungszeit signifikant. Warum diese Uneinheitlichkeit besteht, ist unklar.

Fraglich ist, ob der Code „DPAGR“ oder auch der „CN15“ Code eine genaue Bedeutung hat bzw. eine Abkürzung für etwas ist. Das Internet liefert keine genauen Angaben dazu, der CN15 Code scheint jedoch allgemein für Retouren genutzt zu werden.

Durch das Experiment der falschen Hausnummer und Postleitzahl ist deutlich geworden, dass die Angabe einer richtigen, existenten Straße und Hausnummer sehr wichtig ist. Das System der Post scheint die Angabe einer falschen Postleitzahl jedoch zu korrigieren, da Brief Nummer 1 trotzdem zugestellt werden konnte. Dies geschieht möglicherweise durch die Videokodierung oder eine händische Überprüfung.

Nicht zuletzt ergibt sich der Gedanke durch Brief Nummer 8, dass man einen Brief bewusst falsch beschriften kann (Adressat:in und Absender:in vertauschen), damit man sich das Porto sparen kann. Ob dies ständig funktioniert oder die Fehler im System gespeichert werden und dann Konsequenzen für Absender:innen bestehen, bleibt zu klären.

Offene Fragen

Durch dieses Projekt haben wir viel Informationen über interne Abläufe erhalten können, sind jedoch auch auf Daten gestoßen, über die wir nur Vermutungen anstellen können, da das Internet – und auch die Deutsche Post selbst – keine Informationen darüber liefert. Falls wir nochmal in Kontakt mit der Poststelle in Dortmund gelangen, werden wir dort versuchen, unsere offenen Fragen zu klären.

  1. Warum gibt es unterschiedliche Wellenstempel (zur Entwertung)?
  2. Warum gibt es uneinheitliche Aufkleber/Stempel für Retour-Vermerke?
  3. Inwiefern unterscheidet sich die Datenspeicherung zwischen Datamatrixcode und Code der Online-Frankierung?
  4. Warum kann ein Code der Online-Frankierung mehrmals genutzt werden?
  5. Welche Konsequenzen gibt es für Missbrauch der Online-Frankierungen oder des Tauschens von Absender:in und Adressat:in?
  6. Wofür genau steht die Codierung auf den gelben Retour-Aufklebern?
  7. Wofür stehen die Codes DPAGR und CN15?

Quellenverzeichnis

AFEW Store: Sneaker Online Shop.
https://de.afew-store.com, Aufruf am 10.10.2023, letzte Aktualisierung unbekannt.

Bundesarbeitsgemeinschaft Briefpostautomation E.V.: Gangfolgesortiermaschinen bei der Deutschen Post AG. http://arge-briefpostautomation.de/sortiermaschinen-der-deutschen-post/gangfolgesortierung, Aufruf am 10.10.2023, letzte Aktualisierung: 21.3.2016.

Deutsche Post: Briefumschlag richtig adressieren – So kommt Ihre Post schnell an. https://www.deutschepost.de/de/b/briefumschlag-richtig-beschriften.html, Aufruf am 10.10.23, letzte Aktualisierung unbekannt.

Deutsche Post: Leitfaden Automationsfähige Briefsendungen. https://www.deutschepost.de/content/dam/dpag/images/P_p/printmailing/downloads/automationsfaehige-briefsendungen-2023.pdf, Aufruf am 10.10.2023, letzte Aktualsierung: Januar 2023.

Deutsche Post: Matrixcode. https://www.deutschepost.de/de/f/frankierung/matrixcode.html, Aufruf am 10.10.2023, letzte Aktualisierung unbekannt.

Farwer, Lukas: Brief ist nicht angekommen: Das können Sie tun. https://praxistipps.focus.de/brief-ist-nicht-angekommen-das-koennen-sie-tun_51873, Aufruf am 10.10.23, letzte Aktualisierung: 20.1.2023.

Kryptografie.de: Barcode Deutsche Post. https://kryptografie.de/kryptografie/chiffre/barcode-deutsche-post.htm, Aufruf am 10.10.2023, letzte Aktualisierung unbekannt.

Paketda: Die Geheimnisse von Poststempeln. https://www.paketda.de/juniorpost/briefmarken-stempel.php, Aufruf am 10.10.2023, letzte Aktualisierung unbekannt.

Persiel, Steffen: Was bedeutet der orange Strichcode am unteren Rand von Briefen?. https://www.paketda.de/wissen/briefe-strichcode-zielcode.html, Aufruf am 10.10.23, letzte Aktualisierung: 22.7.2023.

Persiel, Steffen: Was erkannt man anhand des Poststempels?. https://www.paketda.de/wissen/poststempel-erklaerung.html, Aufruf am 10.10.2023, letzte Aktualisierung: 5.11.2020.

Posttip.de: Briefdetektive – Was passiert mit nicht zustellbaren Briefen?. https://www.posttip.de/briefe/artikel/briefdetektive/, Aufruf am 10.10.2023, letzte Aktualisierung unbekannt.

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